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Was sie auszeichnet...

Die allschlaraffische Welt wird "Uhuversum" genannt. Uhuversum deshalb, weil der Uhu in Allschlaraffia eine ganz besondere Rolle spielt: Über der Tür des von den Gründern als Versammlungsort ausgewählten Gasthauses war zufällig ein großer ausgestopfter Uhu angebracht, der zu ihrem Sinnbild für Weisheit, Humor und Tugend wurde. Im Laufe der Zeit wurden diesem Zufallssymbol allerdings auch Eigenschaften zugeschrieben, denen sich die Schlaraffen verbunden fühlen: Verschmitztheit, Wachsamkeit, lustig anzuschauen.

Jedenfalls betrachtet sich die Gemeinschaft gleichgesinnter Männer nicht als Müßiggänger im märchenhaften Schlaraffenland.
Mit Kunst, Freundschaft und Humor als praktizierten Idealen steht sie vielmehr mitten im Leben, obwohl man "Ihr" und "Euch" zueinander sagt, von Burgfrau und Burgmaid erzählt und mit sonderbaren Eigenheiten den Gast zunächst verwirrt. Als Persiflage der Herrschaftsstrukturen der damaligen Donaumonarchie wurde das schlaraffische Spiel erfunden.

Der Wahlspruch der Vereinigung lautet „In arte voluptas“ (in der Kunst liegt Vergnügen), ein weiteres Schlaraffenmotto lautet: „Das Herz gehört dazu!“. Der Begriff „Schlaraffia“ ist durch den Allschlaraffenrat rechtlich geschützt worden und wird mit einem „®“ in allen Veröffentlichungen des Vereines geführt. Eine direkte Verbindung zur Freimaurerei besteht nicht. Auch zu „Service-Clubs“, wie etwa Lions oder Rotarier; sowie zu Karnevals- der Kunstvereinen etc., grenzen sich die Schlaraffen deutlich ab.

Wie sie schwere Zeiten überstand...

Dass trotz der Zahl von 426 Reychen offiziell nur 269 örtliche Vereinigungen bestehen, ist vor allem Folge politischer Vorgänge. Obwohl in Schlaraffia Politik, Religion und Geschäft streng verpönt sind, wurde sie vom NS-Regime verboten wie die Freimaurerei. Und neben der von Schlaraffen aller Zeiten verehrten, besungenen Gründungsstadt "Praga" sind ihre Burgen hauptsächlich im Osten aber auch in den Niederlanden, Großbritannien und Japan zerfallen (uhufinstere Zeit).

Hier folgt ein kurzer Abriss der Ereignisse in den Reychen Berolina und Lipsia:

Die NS-Regierung verlangte schon nach kurzer Zeit Gleichschaltung der Verbände und begann in Wort und Schrift einen Kampf gegen die Schlaraffia, die wie die Freimaurerlogen geächtet wurde. Schlaraffen in abhängiger Stellung wurden mit dem Mittel der Brotkorbpolitik gefügig gemacht. Die beiden ältesten deutschen Reyche (Berolina und Lipsia) bereiteten Maßnahmen zur Abwendung der drohenden Vernichtung der deutschen Schlaraffenreyche vor.

Am 23.04. a. U. 74 (Februar 1933) lud Berolina alle reichsdeutschen Schlaraffenreyche und Kolonien zu einer außerordentlichen Sitzung nach Lipsia ein. Die Allmutter Praga hatte die Erklärung abgegeben, daß es den reichsdeutschen Schlaraffenreychen überlassen bleiben müsse, den richtigen Weg zu suchen, um das zu tun, was die Gegenwart verlangte.

Die Nazis forderten:

  • Loslösung von Allmutter Praga

  • Annahme des Arierparagraphen

  • Gleichschaltung, d.h. Annahme des Führergrundsatzes

In der Hoffnung ihren Bestand zu wahren, hatten alle deutschen Schlaraffenreyche diese Forderungen angenommen. Daraufhin fand in der Praga eine Beratung zwischen der Allmutter und der Verbandsleitung der deutschen Schlaraffen statt. Nach hartem Ringen wurden folgende Vereinbarungen beschlossen:

Gezwungen durch die deutschen profanen Verhältnisse scheiden die reichsdeutschen Schlaraffenreyche aus dem Verband Allschlaraffias aus und bilden nunmehr einen eigenen Verband mit eigener Führung. Der allschlaraffische Verlag zu Lipsia geht mit allen Rechten und Pflichten an den reichsdeutschen Verband über.

Auch die finanziellen, technischen und organisatorischen Fragen (Zeytungen und Stammrolle) werden in freundschaftlicher Weise derart gelöst, dass das Vermögen des bisherigen allschlaraffischen Verlages zu Lipsia an den reichsdeutschen Verband abgetreten wurde.
Die späteren Concile beider Verbände haben dann diese Vereinbarungen durch einstimmigen Beschluss angenommen.

Etwas später fand auf Drängen der Reichsregierung ein außerordentliches Concil mit dem Beschluss der Auflösung des Bundes statt. Diesem wehmütigen Text war ein massiver Zwang der SS vorausgegangen. Schlaraffia wurde verboten. Am 12.Hornung a. U. 78 (Februar 1937) wurde die letzte Sitzung der Berolina celebriert. Ein Gastrecke erklärte beim Ablegen seines Helmes weinend: “Und das kommt doch wieder!” Auch Lipsia wurde aufgelöst.

Ebenso erging es dem Reych Glauchavia (Glauchau).
Am 13.2.1937 fand die Schlusssitzung als 1246.Sippung statt, am 23.2. die allerletzte Sippung und der Auszug aus der Burg.

In Hamburg z.B. wurde die Schlusssitzung mit einem abgeänderten Spruch Klaus Störtebeckers beendet: "Und so Uhu will, wird es für uns Schlaraffen einstmals eine Auferstehung geben!" Dann folgte die Aufforderung, das Mitternachtsschlusslied zu singen, das nie eindringlicher klang und mit dem Zusatz endete:

"Und wird uns der Abschied auch bitter und hart,
wir tragen ihn, wie es schlaraffische Art,
denn was uns Getreuen Schlaraffia ist,
nicht einer von uns es jemals vergisst!"

In den Jahren des Verbotes und des 2. Weltkrieges kamen die Getreuen regelmäßig in Kristallinen, so im Romanischen Café und bei Kempinski, zusammen. Selbst ein größeres Fest mit Burgfrauen konnte im Romanischen Café veranstaltet werden.

Als deutsche Truppen Prag besetzten, konnte durch beherztes Eintreten einiger Schweizer Schlaraffen in Prag das Archiv aus der Gründerzeit gerettet werden. Heute befindet sich das Archiv in Bern, am Sitz des Verbandes Allschlaraffia.

Im Westen Deutschlands stiegen nach dem Ende des 2.Weltkriegs die Schlaraffenreiche wie ein Phönix aus der Asche auf und erstrahlten schnell wieder in altem neuen Glanz. Außerdem führte die Vertreibung aus ehemals deutschen Gebieten und die Abwanderung aus Ostdeutschland zu vielen Nachkriegs-Neugründungen. In Amerika wurde Schlaraffia schon vor dem Krieg Treff und so etwas wie Heimatersatz jüdischer Freunde und anderer Auswanderer. In der DDR allerdings, reglementiert durch die sozialistische Regierung, mussten viele Reiche zwangsweise den Vereinsbetrieb einstellen und konnten nur in sehr vereinzelten Fällen durch geheime Treffen in sicherer Umgebung (meist Privatwohnungen) diese Zeiten überstehen.

Die im verborgenen lebenden Reiche in den Neuen Bundesländeren sind fast alle wiedererstanden, am 30.10.145 (2004) mit der Budissa (136) das letzte “alte“ Reich.

Am 2. November 1994, unmittelbar vor ihrem, alle fünf Jahre fälligen Welttreffen, dem "Concil", kamen Schlaraffen nach rund 60 Jahre auch wieder am Ursprungsort ihres Bundes, öffentlich zusammen, freilich nur zu einer Gedenksippung und zu einem Festkonzert des Allschlaraffischen Orchesters im ehemaligen Deutschen Theater Prag, aus dessen Ensemble die Gründungsmitglieder stammten.
Seit dem Verbot der Praga im 3.Reich "regiert" der "Allschlaraffenrat" das Uhuversum. Seine Mitglieder sind Vertreter aller Landesverbände.

Jedes einzelne Schlaraffenreich ist unabhängig und souverän. Der Allschlaraffenrat überwacht aber das Einhalten der Spielregeln des "Schlaraffischen Spiels", die damals von den Urschlaraffen entwickelt und bis heute in ihrem Sinn fortgeschrieben wurden. Darüber hinaus nimmt der Allschlaraffenrat eine Reihe belohnender, koordinierender und beratender Funktionen der früheren Allmutter war. Die „Allschlaraffia“ gibt die „Allschlaraffische Stammrolle“ heraus, die wiederum einen Überblick bietet über alle (auch untergegangene) Reyche und Sassen.