Was ist es, dass gestandene Männer seit über 150 Jahrungen jede Woche von Oktober bis April sich einmal treffen und ein Spiel spielen? Wir spielen - oder wie wir es nennen sippen ohne Frauen. Außer der Styxin (der Bedienung) nehmen nur Männer daran Teil.
Wärend dieser 2 bis 3 Stunden reden wir uns in der dritten Person an. Politik, der profane Beruf als auch Sport und Religion sind wärend des Spiels verboten. Mit großer Weisheit haben unsere Altvorderen, die Gründer von Schlaraffia erkannt, dass dies Dinge sind, über die man nicht streiten sollte.
Doch nun zu einigen schlaraffischen Begriffen, die fast vollständig unter "Schlaraffische Begriffe" aufgelistet sind.
Das schlaraffische Spiel wird in den Reychen gespielt, deshalb dient deren Organisation konsequent der Durchführung dieses Spiels. An der Spitze des Reyches stehen, bzw. sitzen (in der Sippung) auf dem „Thron" die drei "Oberschlaraffen". Sie werden während der Sippung ehrfurchtsvoll mit "Eure Herrlichkeit" angeredet.
Die Geschäfte des Reyches führt der "Kantzler", dem die Anrede "Euer Vieledlen" gebührt. Er hält die Verbindung zum Verwaltungszentrum Allschlaraffias, der "Zentralkantzlei", zu den befreundeten Reychen, dem Allschlaraffenrat, den Ehrenrittern usw.
Der "Reychsmarschall" verfasst und führt die "Reychsmatrikel" (Mitgliederliste), die "Ehrenmatrikel" (Liste aller Auszeichnungen) und die Sippungsprotokolle. Nur er allein ist berechtigt, allerdings nur auf Befehl des "Fungierenden" – das ist der Oberschlaraffe, der die Sippung leitet – das "Tamtam" (den Gong) zu schlagen – ein schier unglaubliches Privileg!
Der Junkermeister "erzieht" und unterweist mit unerbittlicher Strenge (!) die Knappen und Junker und steht für deren Verhalten in der Sippung gerade, was bei der überschäumenden Jugend dieser Männer (20 – 100 Jahre) nicht immer ganz einfach ist. Sein Disziplinierungsgerät ist die Knute; ihm steht die bezeichnende Anrede "Euer Gestrengen" zu.
Natürlich gibt es auch einen "Reychsschatzmeister", der den auch bei Schlaraffen wichtigen "Mammon" (=Geld) sammelt und verwaltet. Er ist nicht um sein Ambt zu beneiden, da er oft wegen übergroßen Geizes beschimpft wird. Er dirigiert den "Säckelmeister", der "Pönen" (Strafen) und sonstige Abgaben bei den Sassen eintreibt.
Eine Art Visitenkarte jedes Reyches ist der "Ceremonienmeister". Die die Sippung besuchenden (einreyttenden) Sassen befreundeter Reyche (das sind alle Reyche des Uhuversums!) werden von ihm betreut und vor den Thron geführt.
Darüber hinaus leitet und überwacht er alle die höchst würdigen Zeremonien, die im Laufe der "Winterung" (Zeit, in der gesippt wird) zelebriert werden müssen.
Wichtig für den erfolgreichen Ablauf des Spiels ist auch der "Zinkenmeister", der auf dem "Clavicimbel" (Klavier) die fröhlichen oder feyerlichen Lieder begleitet, Fanfaren spielt oder imitiert und häufig auch solistisch tätig wird.
Wohl dem Reyche, das einen guten "Hofnarren" sein eigen nennt! Dieser kann jederzeit ohne zu fragen jeder andere muss den Thron um's Wort bitten) das Wort ergreifen und witzig kommentieren und sogar angreifen, ohne dass er vom Fungierenden "gepönt" (bestraft) wird. Ein guter Hofnarr kann jeder Sippung besonderen Glanz verleihen.
So wichtig diese Würdenträger und Ambtsinhaber auch sind, im Prinzip bestimmen die drei Oberschlaraffen den geistigen Kurs eines Reyches. Sie sind die Spielleiter. Das können sie allerdings nur bis zur nächsten Wahl, die alljährlich am Ende der Winterung stattfindet – eine weise demokratische Einrichtung!
Spielzeit nur im Winter
Da die Urschlaraffen fast alle Theaterangehörige waren und das Deutsche Landestheater in Prag, wie alle Theater, nur im Winter spielte, mussten sie im Sommer (wo sie nicht bezahlt wurden) "tingeln", d. h. ihr Geld bei Sommerveranstaltungen in Kurorten, bei Konzert- und Rezitationsabenden, Gastspielen usw. verdienen. Deshalb wurde es bis heute zum unumstößlichen Brauch, nur im Winter zu Sippen: in der Zeit vom 1. Oktober bis zum 30. April.
Die Sippung ist immer am selben Wochentag ("Uhutag"), den jedes Reych für sich individuell festlegt.
Bild und Text entnommen der Broschüre "Was alle über Schlaraffia wissen sollten" von Rt. Eulenspiegel (11)