Text: Prüfling Hellmann
225. Sippung am 15. Christmond, a.U. 142

Einst flog über unserm Haus ein Storch,
meine Mutter sprach zum Vater horch,
ein Fröschel im Schnabel – du Schaf!
Im Göschel da ist doch ein Knabe!
So kam ich just im Erntemond
51 Jahr ist’s her so ich in Dresden wohn’

Zehn Jahr ich dann zur Schule gang,
die Lehrer hatten ihre Not,
manch falsche Schulaufgab ich bot,
gar grässlich war auch mein Gesang.

Als kleines Kind ich wissen wollte,
was dass denn mit dem Onkel sollte,
der lustig in dem Radio spricht – ich fand ihn nicht!
Ich bort’ ein Loch und schaute nach,
dann gabs vom Vater sehr viel Krach.

Mit siebzehn in die Lehr’ ich ging;
Klar mußt’s was mit Elektrik sein.
Doch lieber ich an meinem Mädchen hing,
mein Vater streng sagt: „Das ist nicht fein!“

Als Facharbeiter ich’s dann wagte
zu schenken ihr `nen güldnen Ring.
Es war, so dacht ich, das schönste Ding.
Auf Muttern hört ich nicht, sie sagte:
Wart noch, ihr seid viel zu jung!
Oft ich auf Muttern nicht gehört,
Heirat war schön – Scheidung die stört.
So blieb’s nicht aus dass ich ergraute,
ich habs bemerkt als ich in den Spiegel schaute.

Der Storch traf oft bei mir dann ein,
drei Mädchen schön, zwei Knäbelein.
Sie machtens nach – „Treibt’s nicht so toll,
was nur der Storch sonst denken soll!?“

Einst als ich vom Computer hört,
groß wie ein Schrank – viel Strom, das stört.
15 Jahr ist’s her, eine Liebe brach aus.
Seither immer neu, lebt er in unsrem Haus.
Manchmal meine Burgfrau neidisch blickt,
wenn ich des Abends statt ins Bett zu geh’n
wir keinen Film gemeinsam seh’n,
ich lieber am Computer sitz’.

Zwei Mal die Woch’ in weiß ich schwitze,
auf die Matt’ ich krach und flitze,
Ju-Jutzu nennt sich dieser Sport,
mit freunden üb ich im Dojo dort.

Profan am Tag, ihr glaubt es kaum,
verkauf ich Handys so manch sein Traum.
Egal wer kommt, ob alt ob jung,
erklär ich gern mit flotter Zung’.

Doch seit drei Jahren geh’ ich suchen,
nach Kräutern, Blättern, Steinen, Buchen.
Ringelblumen, Brennnessel, Johanniskraut, Schafgarbe,
so das sich jeder am gesunden Tee labe.

Säurebasenhaushalt, Vitamin, Minerale,
im Kräuterbad nicht nur mich aale.
Es gibt so vieles noch zu lernen für mich,
so geh ich nach Meißen zur Schule ab jetzt.
Heilpraktiker zu werden ist mein größtes Ziel,
den Menschen zu helfen, dass er gesund werden will.

Das schönste ist mir vor kurzem passiert,
als ich ein Ritter traf ganz ungeniert.
Seit dem fechs ich und sammle den Uhu.
Meine Frau krümmt sich vor lachen
wenn ich’s vorlesen tu.

Jeden Dienstag in der Winterung,
treff’ ich neue Freunde alt und jung.
In der Augustusburg zur Abendzeit
sind die Sassen zu geistreichen Spielen bereit.

Das Profane bleibt dann vor der Tür,
dem Uhu gilt unsere Hochachtung hier.
Manch Ritter reitet von fernen Reychen ein,
und möchte wohl gelabet sein.

Doch nun geht mir die Puste aus,
ich bin kein Fremder mehr in diesem Haus.
Ich grüße alle mit Lulu,
Gesundheit allen immerzu!

Lulu