Vorgetragen am 9. Christmond a.U. 143 im Castellum Verdense
und am 18. Hornung a.U. 144 in der Dresa florentis

als Knappe 21

Wer reytet so spät durch Nacht und Wind,
es ist der Knappe 21, ein Sachsenkind.
Er hält den Helm wohl in seinem Arm,
er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

"Mein Knappe, was birgt ihr so bang euer Gesicht?"
"Seht Junkermeister, ihr die Herrlichkeit nicht?
Die Herrlichkeit mit Kron' und Schweif!"
"Mein Knappe, es ist nur des Uhus Schweif!"

"Ihr lieber Knappe, kommt, geht mit mir,
gar schönes Spiel spielt heut man hier.
manch lustge Fechsung aus geübter Hand,
erfreuen die Herrlichkeit im güldnen Gewand."

"Mein Junkermeister und höret ihr nicht,
was Uhu dort hinten mir leise verspricht?"
"Seid ruhig, bleibt ruhig, mein Knappenkind!
In dürren Blättern säuselt der Wind."

"Wollt feiner Knappe, ihr mit mir gehn?
Die Junker sollen Euch helfen ganz schön.
Meine Junker führen den nächtlichen Reigen
und fechsen und reimen und singen euch ein."

"Mein Junkermeister und seht ihr nicht dort
der Herrlichkeit Ritter am düsteren Ort?"
"Mein Knappe, mein Knappe, ich seh' es genau,
es scheinen die alten Wappen so grau."

Ich liebe es das schlaraffische Spiel,
ich fechse so oft ich kann, nicht laut, aber viel.
"Mein Junkermeister, jetzt fasst sie mich an,
die Herrlichkeit und gibt mir einen Ahn."

Dem Junkermeister graut es, er denkt schon an Pöhn,
des Knappens Fechsung, vielleicht war sie nicht schön.
Er erreicht das Fechsungsende mit Mühe und Not,
heut kam er ins schwitzen und wurde ganz rot.

Doch ist es genug, ich werde jetzt schließen,
bevor meine Fantasie wilde Blüten wird schießen.
Ich schaue zum Thron und dann zum Uhu
und hoffe, sie lächelt mir wohlwollend zu.

Lulu